Externe USB Soundkarte mit Opto Out, 5.1 Ton, HiFi
Nicht zu machen? Doch. Und zwar mit den USB-Soundchips PCM2704 der
Edelschmiede BurrBrown.
Dieser IC hat bereits in der Standardschaltung so fantastische Daten,
dass er in der High-End-Szene längst als Audio-Geheimtipp
gilt.
Technische Parameter | Wert |
---|---|
THD+N | 0.006% bei Rl > 10 kOhm 0.025 bei Rl = 32 Ohm |
Dynamikbereich | 98 dB |
Filter | Digitales Oversamplingfilter Analoger Tiefpass mit fg = 140 kHz (0,1 dB Absenkung bei 20 kHz) |
Ripple im Durchlassbereich | ± 0,04 dB |
Ausgangsleistung | 12 mW an Rl = 32 Ohm |
Ausgangslast | >16 Ohm |
Wandlertyp | 16 bit Stereo Delta-Sigma DAC |
Digitalausgang | S/PDIF, mehrkanalfähig |
Samplingfrequenz | 32, 44.1, 48 kHz |
Über einen optischen Toslink können sogar
Mehrkanal-Anlagen und D/A-Wandler angeschlossen werden. Mit dieser
Soundkarte kann man daher jeden Laptop zum 5-Kanal Kinoton-Zuspieler
machen oder mit ihm Musik in HiFi-Qualität genießen.
Die Karte hat einen leistungsfähigen Kopfhörerausgang,
für den die oben erwähnten Audiodaten gelten.
Wahlweise können auch Chinch-Buchsen bestückt werden, um eine
HiFi-Anlage auf analogem Weg anzuschließen.
Ein Bastelprojekt vor mehreren Jahren im Elektor mit zusätzlichen Analogfiltern schien mir unmotiviert aufwendig und der Nutzen fraglich. Schließlich soll das Analogsignal nur für den Kopfhörer dienen und nicht wieder neu digitalisiert werden.
Formate
Dieses Selbstbauprojekt gibt Quellen mit 32 und 44.1 und
48 kHz im Originaltakt aus. Daher sind Dolby 5.1 und DTS 5.1
möglich. Etliche käufliche USB-Soundkarten unterstützen
nur die Ausgabe von 48 kHz, wodurch sie keinen Mehrkanal-Ton
ausgegeben können (böse Falle).
Alle gängigen Musikformate werden somit ohne Resampling
wiedergegeben. Alle anderen Abtastfrequenzen werden im PCM2704 auf 48
kHz herauf oder herab skaliert.
Hartes
Schaltung ( PNG, Eagle-Datei) – Leiterplatte ( PNG, PDF, Eagle-Datei) – Stückliste und
Bezugsadressen
Im Visaton-Forum bietet jemand fertige Leiterplatten zum Selbstkostenpreis (posting #54)
Fotostrecke
Hinweis zum Löten:
Den kleinen Krabbler PCM2704 unbedingt mit 0.3er-Feinlot auflöten
und anschließend unter Zuhilfenahme von Lupe und Entlötlitze
die Straßen zischen den Beinchen zinnfrei saugen. Das
funktioniert recht gut. Bei mir spielte die Schaltung auf Anhieb.
Gehäusevarianten
Mit Absicht sollte dieses Projekt kein direkt steckbarer USB Stick
werden. Ein Stick ragt immer über das Notebook hinaus. Wenn man
an so einen Stick stößt, wird schnell die USB-Buchse zerstört oder sie bricht heraus.
Absichtlich wurden keine SMD-Bauteile verwendet. Dadurch reicht eine
1-seitige Leiterplatte. Die Oberseite habe ich beim Prototyp als
zusätzliche durchgehende Massefläche belassen, sie muss nicht
geätzt werden. Du kannst sie auch weglassen.
Die Leiterplatte nutzt nur einen Teil des großen Gehäuses
(Reichelt SP2062). Der freie Platz dient für zusätzliche
Buchsen, wie Chinch-Buchsen oder eine große Klinkenbuchse
für Kopfhörer (siehe Foto ganz oben). Wenn beides nicht
benötigt wird, kannst du natürlich ein kleineres Gehäuse
nehmen.
In der Extremvariante besteht die Soundkarte nur aus dem optischen
Ausgang. In diesem Fall kann der ganze Analogteil abgesägt werden,
und die Leiterplatte passt dann sogar in ein winziges Gehäuse.
Die rechteckigen Ausssparungen im Gehäuse für den TOSLINK und
die USB-Buchse habe ich zunächst gefeilt, und anschließend
mit einem Skalpell glatt geschnitten.
Eine Leiterplatte, drei Größenvarianten (mit Analogteil – nur optischer Ausgang – zusätzlich beschnitten)
Treiber
Die Karte wird unter Windows, Mac und Linux automatisch als "USB-Audiogerät" erkannt und richtig angesprochen.
Getestet habe ich unter Windows 2000, Windows XP und Linux (Knoppix
5.2).
Unter Windows und Linux waren bei mir keine Administratorrechte
nötig.
USB-Audiogerät im Windows Mixer unter Windows 2000
Wenn die Karte bereits beim Systemstart via USB angeschlossen ist,
wird sie als primäre Soundkarte vom Betriebssystem eingebunden und
daher automatisch von allen Programmen angesprochen. Steckt man sie
später an, dann erfordern einige Anwendungen in ihren Optionen die
explizite Auswahl einer der im System vorhanden Soundkarten. Andere
Programme, wie zum Beispiel Winamp nutzen automatisch USB Audio, sobald
die Karte gesteckt wird.
Die meisten Programm nutzen USB-Audio automatisch, wenn sie neu
gestartet wurden.
Die Latenz beträgt angeblich nur 7 ms auf dem Mac und 4 ms unter Windows mit einem speziellem ASIO-Treiber (www.usb-audio.com/de/).
Software-Einstellungen
Windows:
Winamp: erkennt dynamisch eine angeschlossene USB-Soundkarte und
verwendet diese sofort beim Drücken von "Play"
andere Wiedergabeprogramme, Browser müssen eventuell erst neu
gestartet werden
Linux:
CMMS 1.2. (Linux Player): USB-Audiogerät auswählen
unter Einstellungen des OSS Treibers > Konfiguration >
Audio-Gerät
Software-Einstellungen für Wiedergabe von 5.1 Kino-Ton
Windows:
Wenn noch nicht geschehen, sollte unter Windows mindestens DirectX 9c
installiert werden. Sonst kann es Probleme bei der Erkennung von
Video-DVDs im Laufwerk geben, und man erhält kryptische
Fehlermeldungen.
Im Grunde ist es ganz einfach: Der Audiodatenstrom muss ohne jede
Veränderung die Soundkarte erreichen, und zwar bitgenau.
Wegen der verschachtelten Soundarchitektur von Windows und der hier
ganz unerwünschten Intelligenz der Abspielprogramme ist das oft
etwas hakelig.
Die meisten Videoplayer-Programme bearbeiten eigenmächtig den
Audiodatenstrom – je nachdem, welche Art der Kodierung sie zu
erkennen glauben. Da gibt es Optionen wie
Lautstärkenormalisierung, Umrechnung auf Stereo, Virtueller
Surroundklang, Wandlung nach Dolby Surround, Equalizer und anderes.
Diese sind alle abzuwählen!
In [4] wird die Empfehlung gegeben, HQ-Audio unter Windows besser über einen ASIO-Treiber auszugeben, weil auf diese Weise sämtliche versteckten Signalskalierungen der Windows-Mixer umgangen werden.
Vorbereitungen
- im Windows Mixer den Regler für Wave und Summensignal jeweils auf 100% einstellen
- (eventuell zusätzlich installieren und einstellen) in der Systemsteuerung den AC3-Filter so einstellen, wie hier gezeigt 1, 2, 3, 4, 5, 6
- im gewählten Wiedergabeprogramm unbedingt Lautstärke 100% setzen und alle Audio-Plugins, EQ abschalten
Schnelltest
Kopfhörer anschließen: hier muss beim abspielen ein digitales Rauschen
erscheinen, während der optisch angeschlossene Verstärker das
Nutzsignal dekodiert.
Quelle (Testsignale) | Winamp | MPC1) | WMP 9 | VLC 0.862) |
---|---|---|---|---|
WAV svradio DD640 | X | X | X | - |
WAV svradio DTS | X | X | X | - |
AC3 lynnemusic | - | X | - | - |
WMA lyynemusik | - | - | - | - |
MPG, AVI – DTS 5.1 | X | |||
MPG, AVI – DD 5.1 (ac3) | X | |||
DVD DTS 5.1 | X1b) | |||
DVD DD 5.1 | X1b) |
Wiedergabe möglicher Formate von 5.1-Ton in verschiedenen Programmen
1) MPC (ab v1.1.604 Homecinema) Im Menue die Softwaredecoder deaktivieren mittels:
Play > Filters > AC3-AudioDecoder:
bei beiden Formaten als Ausgabe [×] SPDIF auswählen
1b) MPC (bis 6.4.9.1) spielte nach Deaktivieren des eingebauten Matrix
Mixers mittels: Play > Filters > Matrix Mixer:
deaktivieren und
Options > Internal Filters > Audio Switcher:
deaktivieren (sonst wird der AC3-Strom dekodiert und neu
verpackt).
Wiedergabe von DVD ist mit dieser Version nicht möglich.
2)VLC dekodiert leider alle Surroundformate selbst, was unbedingt vermieden werden muss. Dadurch wird an die PCM2704-Soundkarte kein 5.1-Ton durchgereicht.
PowerDVD 5.0 DVD: friert bei mir ein, wenn SPDIF ausgewählt
wird (USB beim WindowsBoot anwesend)
PowerDVD 7.0 DVD: erkennt den SPDIF-Ausgang nicht und bietet ihn daher
nicht an.
Weitere Hinweise sind willkommen.
Achtung:
Wenn Mehrkanalton per SPDIF ausgegeben wird, ist auf den
Audioäusgängen digitaler Noise zu hören, der
zur Zerstörung der Hochtöner in den heimischen Lautsprechern
führen kann!
Wenn dein Multimedia-Verstärker digitale Eingangssignale sehr schnell erkennt und wenn sich in seinen Optionen der Vorrang dieser Digitaldaten vor dem Analogsignal einstellen lässt, können beide Signalarten (analog und digital) dem selben Eingang zugeordnet werden. Sonst empfehle ich, den Verstärker zur Sicherheit nur per SPDIF anzukoppeln.
Testsignale
Quellen:
http://pessoal.onda.com.br/rjamorim/stuff/test.ac3.zip:
ac3-Testdatei, lässt sich mit VLC, MPC abspielen
http://www.lynnemusic.com/surround.html:
5.1 Musiksamples, AC3 und WMA-Format
Der schwedische Rundfunk Sweriges Radio bietet eigene Multikanal-Aufnahmen zum Download an. Darunter sind sowohl Testsignale als auch einige Musikaufnahmen. Die Bitrate der Beispiele beträgt bei Dolby Digital 640 Kb/s und bei DTS 1.5 Mb/s.
Dateiformate:
Die Wavedateien kann man jedem einfachen Audioprogramm, wie zum
Beispiel mit Winamp abspielen. Das kodierte Signal liefert am
Analogausgang ein Rauschen, denn die DD oder DTS-Bifolgen ergeben dort
natürlich keine sinnvollen analogen Abtastwerte. Das SPDIF-Signal
ist jedoch korrekt.
Zur Wiedergabe von Dolby Digital Dateien, erkennbar an der Endung .ac3 benötigt man eine Anwendung, die mit diesem Datenformat umgehen kann. Ich konnte die Testsequenz mit dem MPC abspielen, wobei die Einstellungen ebenso waren wie für die Wiedergabe von Videos mit Mehrkanalton.
Tuning
- Wenn am Analogausgang kein Kopfhörer sondern die hochohmige Hifi-Anlage angeschlossen wird, solltest du die Antipop-Widerstände R1, R10, R11, R12 weglassen oder sie durch etwa 220 kΩ ersetzten. Das reduziert den Klirrfaktor auf typisch 0.006%.
- C11 und C13 ersetzen durch bipolare Blackgate N (habe ich nicht ausprobiert)
- Stützkondensator C10 ersetzen durch Blackgate Standard (habe ich nicht ausprobiert) (Blackgates gibts bei www.audiotuning.de)
Mit einem separaten 3,3 V Spannungsregulator für die digitale Versorgungspannung (Pin 2)
ließen sich letzte Reste von Taktinterferenzen noch geringfügig minimieren.[1]
Der bei hochohmiger Last extrem geringe Klirrfaktor am Ausgang entspricht fast dem theoretischen Minimum.
Durch separate Kopfhörertreiber könnte dieser Wert auch an niederohmigen Lasten bereitgestellt werden.
Der Nutzen wäre allerdings eher akademisch. Ich kenne keinen Kopfhörer, dessen Klirrfaktor noch unter 0,025% liegt.
Ein Beispiel für Extreme-Tuning ist das kommerzielle Produkt Corda Move von Meier-Audio, das ebenfalls auf dem PCM2704 beruht (Link unten).
Service-Tipps
Die Karte läuft robust seit 2007 ständig an verschiedenen PCs.
Mechanischer Schwachpunkt:
Die Mini USB-Buchse hat extrem kurze Beinchen, die eigentlich nur für durchkontaktierte Leiterplatten geeignet sind.
Ohne durchkontaktierte Leiterplatte kann sich irgendwann ein Beinchen aus einer Lötstelle lösen, wenn der USB-Stecker oft gesteckt wird.
Nachlöten hilft.
Nachtrag 2010:
Sämtliche Buchsen sollten zusätzlich mit zwei Tropfen Thermokleber fixiert werden, da sich sonst durch die mechanische Belastung immer mal wieder einzelne Lötverbindungen lösen. Das betrifft den USB-Anschluss, die Mini-Klinkenbuchse und den Optowandler.
Ähnliche Projekte
- PupDAC
- Kombiniert den Nachfolgechip PCM2707 mit dem separaten high-end DA-Wandler PCM1794. Dieser liefert einen Klirrfaktor von 0.0004% (THD + Noise). Kein Audio-Eingang, Sampleraten bis 48 kHz.
- www.hagtech.com/hagusb.html
- HagUsb ist ein vergleichbares, aber kommerzielles Projekt mit dem PCM2704, dort wird das S/PDIF-Signal via Übertrager als Koax-Ausgang herausgeführt. Diese Karte wird von vielen als das Nonplusultra angesehen, um hochwertiges Audio aus dem PC per S/PDIF jitterfrei auszugeben. $129 (als "Halfkit" mit aufgelötetem PCM2704 zum Selbstbestücken $39)
- Corda Move auf www.meier-audio.homepage.t-online.de
- High-End Version einer PCM2704-Karte mit aufwendigen Kompensationsnetzwerken und separatem Kopfhörertreiber.
- www.mellowparenting.demon.co.uk/guzzler/usbdac.html (Link down, siehe hier)
- Winzige PCM2902-Soundkarte mit SMD-Bauteilen als USB-Stick. Der PCM2902 besitzt zusätzlich einen Audio-Eingang.
- www.head-fi.org/forums/f6/pcm2702-usb-dac-revision-b-137298/
- Größere PCM2702-Karte mit aufwändiger Spannungsstabilisierung und Messwerten. Sehr langer Thread.
- www.silverstonetek.de
- Die externe Soundkarte EB01 von Silverstonetek in edlem Alugehäuse basiert auf dem Vorgängermodell PCM2702 mit jeweils einem OPA604 als Pufferverstärker.
- ADDA USB
- Eine externe Soundkarte mit dem Nachfolgechip PCM2906 von Uwe Beis. Dieser Chip hat geringfügig schlechtere Daten, kann aber dafür auch aufnehmen. Ohne die in jenem Projekt verwendete zusätzliche Analogspannungsstabilisierung verschlechtert sich der Geräuschspannungsabstand bei Aufnahme von 0.005% auf das 40-fache (0,2%), weil der 1 kHz USB Takt durchschlägt. Man hört dies auch als Störsignal mit ca. -62dB. (Achtung, die erste Ausgabe des PCM2906 hatte einige Fehler: Ein Sample Versatz bei Wiedergabe und Aufnahme und gelegentlich Plops. Ab PCM2906B ist dies repariert.)
Links
[1] Tagebuchberichte des PCM2704-Entwicklers Hitoshi Kondoh (Teil1,
Teil
2 und Teil
3)
Dass die Ausgabe von SPDIF-Datenströmen aus einem asynchronen
USB-Datenstrom keine triviale Aufgabe ist, wird spätestens klar,
wenn man sich dieses Blog „The D/A Diaries“ des Entwicklers
Hitoshi Kondoh durchliest. Die Beschreibungen lesen sich stellenweise
wie ein Krimi.
[2] www.asio4all.de – Freier Asio-Treiber für WDM-Audio, ermöglicht die Soundwiedergabe mit niedriger Latenz unter Windows
[3] ac3filter.net freier Audio-Filter von Alexander Vigovsky zur Wiedergabe von 5.1 DD und DTS-Quellen auf Windows-Systemen, Winamp plugin für DD und DTS
[4] HQ-Audio Hochaufgelöster Musikgenuss am PC, sehr informativer Artikel in ct, Heft 15 2009, S. 156-161
Nachbauten
Fotos von Nachbauten sind auf Seite 2