Finale (Fassung von 1981)

  Zwei spanische Soldaten schleifen die Leiche Moctezumas auf die Bühne, legen sie in der Mitte ab und gehen ab. Dazu Gespräch:
1. Soldat: Soll er hier verfaulen. Was kann er uns noch nützen? Seine Häuptlinge haben uns angreifen lassen, obwohl er sie gewarnt hat.
2. Soldat: Dieses Volk wird erst Ruhe geben, wenn wir es bis zum letzten Mann massakrieren.
AB
  Die Bühne ist blutrot, Feuerschein wird illuminiert, Schlachtenlärm, Musikfetzen. Frau und Kind auf. Die Frau zieht das Kind mühevoll hinter sich her.
Kind: Ist das wahr, was man sagt: Er ist tot?
Frau: Wer?
Kind: Der Göttliche.
Frau: Welcher Göttliche?
Kind: Der König.
Frau: Kein Göttlicher. Ich hoffe, daß es wahr ist.
Kind: Warum?
Frau: Komm, Kind, komm!
Kind: Warum?!
Frau: Er hat das Volk verraten.
Kind: Werden Verräter immer getötet?
Frau: Nein, sie verbergen ihr Gesicht hinter Masken. Aber wenn die Masken zerstört sind, töte sie!

AB

  Cortés tritt auf. Er postiert sich an der Seite der Bühne. In der Hand hält er Papier und Schreibfeder. Einzelne Choristinnen kommen auf die Bühne und sterben dort. Bei jedem Tod macht Cortés einen Strich auf die Liste. Die Solistin wiederholt die vier Zeilen:
Als Mittel ist mir jedes recht
Peitsche Eisen und Mord
Nur meinem Ziele untertan
Das heiligt stets die Mittel

Gegenüber von Cortés, nahe dem anderen Bühnenrand, sitzen drei Herren um einen Tisch mit Sektgläsern in der Hand.
Cortés: Was ist der Krieg anderes als eine Geschäft? Was sind Tote anderes als Zahlen?
1. Herr: Am Hof sind die sagenhaften Erfolge dieses kleinen Lumpen – wie heißt er gleich? –
2. Herr: Cortés.
1. Herr: Ah ja, Cortés. Mir völlig unbekannt. Seine militärischen Erfolge in Amerika sind oberster Gesprächsstoff. Majestät sind – so verlautet – höchst zufrieden. Die Goldgeschenke werden dem Staatsetat gut bekommen.
3. Herr: Wir sollten investieren.
2. Herr: Auf keinen Fall. Noch ist es zu früh. Solange der Endsieg nicht errungen ist, kann dieser Cortés die Spesen tragen. Denken Sie an Pyrrus.
1. Herr: Wenn die Mönche dann die Gehirne gesäubert haben, sind wir am Zug, meine Herren.
  Chaotische Geräusche und Schreie. Zwei spanische Soldaten. Der eine schleppt den anderen, der verwundet ist. Er bettet den Sterbenden auf den Boden.
1. Soldat: Wo ist der Generalkapitän? Hier ist die Hölle. Die ihr hier kämpft, laßt alle Hoffnung fahren.
2. Soldat: Der Generalkapitän hat sich mit Narvaez verbündet. Der Kampf zwischen ihnen war kurz. Sie sind auf dem Weg hierher. Wir siegen.
1. Soldat: Was habe ich davon? Niemand wird erfahren, was mir geschehen ist.

STIRBT.
DER ANDERE, ALS ER SICH ERHEBEN WILL, WIRD EBENFALLS GETÖTET.
Cortés macht zwei Striche.
Der Bote und die Choristin tragen eine Art Spruchband auf die Bühne, auf dem mit schwarzen Lettern steht: NEUSPANIEN.
Cortés geht über die Bühne und stellt sich vor dem Spruchband auf.
Cortés: Der Sieg ist unser. Dieses Land gehört uns bis in die Ewigkeit.

Die drei Herren stoßen an.
Die am Boden liegenden Choristinnen rufen so laut wie möglich:

Und die Ewigkeit dauerte Dreihundertfünfzig Jahre.

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